Belastung einkommensschwacher Haushalte durch die steigende Inflation

Die Inflationsentwicklung belastet Privathaushalte in Deutschland deutlich. Besonders einkommensschwache Haushalte sehen sich mit teils einem dramatischen Preisanstieg für Konsumgüter des täglichen Bedarfs konfrontiert, die unter Umständen existenzbedrohend sind.

Die von der Bundesregierung bereits verabschiedeten Maßnahmenpakete entlasten einkommensschwächere Haushalte stärker als einkommensstarke, aber reichen nicht aus, um die Belastung durch höhere Preise in den untersten Einkommensgruppen vollständig zu kompensieren.

Vor diesem Hintergrund schlägt die Diakonie Deutschland e.V. einen Krisenmechanismus in Form von monatlichen Auszahlungen à 100 Euro pro Leistungsberechtigte:n für einen Zeitraum von zunächst 6 Monaten vor. DIW Econ wurde von der Diakonie Deutschland e.V. beauftragt, die Auswirkungen der Inflation und die Wirksamkeit des von ihr vorgeschlagenen Kriseninstruments zu untersuchen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die hohen Inflationsraten vor allem die einkommensschwächsten Haushalte treffen. Die anteilige Belastung der einkommensschwächsten Haushalte bei der aktuell prognostizierten Inflationsentwicklung ist nahezu fünf Mal so hoch wie die der einkommensstärksten. Fast 70 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens geben die 20 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen für die durch die Inflation besonders belasteten Bereiche Nahrungsmittel, Wohnen und Verkehr aus. Gleichzeitig mangelt es ihnen an finanziellen Spielräumen, wie Rücklagen oder einer höheren Sparquote, um die Folgen abzumildern. Sollte sich die Inflation über den aktuellen Prognosen entwickeln, steigt auch die Belastung noch deutlicher.

Zusätzlich ergibt die Analyse, dass durch die Umsetzung des Diakonie-Vorschlags die Belastung der einkommensschwächeren Dezile und vulnerabler Gruppen schnell und zielgenau gemindert werden könnte. Insbesondere die Haushalte am unteren Ende der Einkommensverteilung können so ihren Konsum in Zeiten hoher Preisanstiege sichern. Auch falls die Inflation über den aktuellen Prognosen liegen sollte, werden diese Haushalte durch die Umsetzung des Vorschlags wirkungsvoll entlastet. Dennoch gilt hier zu beachten, dass einige in versteckter Armut lebende Haushalte durch das Raster der Transferzahlungen fallen könnten. Dies betrifft insbesondere Rentner:innen-Haushalte, die ihren Anspruch auf Grundsicherung nicht wahrnehmen und bereits durch die bisher beschlossenen Entlastungsmaßnahmen weniger stark profitieren.

Als Datengrundlage für die Berechnungen werden Daten der Einkommen- und Verbrauchsstich-probe (EVS) sowie des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) verwendet.

Die Inflationsbelastungen und Auswirkungen der staatlichen Entlastungspakete auf die verschiedenen Einkommensgruppen sind Thema des aktuellen DIW Wochenberichts von Maximilian Priem, Octavio Morales, Johanna Schulze Düding in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Alexander S. Kritikos:

DIW Wochenbericht 28 / 2022

PDF Download dieser Publikation