Der Niedriglohnsektor in Deutschland – Falle oder Sprungbrett für Beschäftigte?

Um die Jahrtausendwende nahm in Deutschland die Zahl der Arbeitslosen deutlich zu. Die damalige Bundesregierung begünstige in Folge dessen die Entstehung eines relativ großen Niedriglohnsektors durch verschiedene Arbeitsmarktreformen.

Unter Leitung von Dr. Markus M. Grabka führte DIW Econ auf Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) eine umfangreiche Analyse der Struktur des Niedriglohnsektors und der dazugehörigen Mobilitätsdynamiken durch.

Sie zeigen, dass sich die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre um rund drei Millionen auf 7,7 Millionen im Jahr 2018 erhöht hat. Damit erhielten mehr als ein Fünftel (21,7 Prozent) aller in einer Haupttätigkeit abhängig Beschäftigten einen Niedriglohn von weniger als 11,40 Euro brutto pro Stunde. Erfreulicherweise gibt es seit dem Jahr 2015 erste Anzeichen für einen Rückgang dieser Quote, wozu auch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns beigetragen haben dürfte.

Die Mobilitätsanalysen belegen, dass mit dem Abbau der Arbeitslosigkeit in Deutschland das Risiko, aus dem Niedriglohnsektor in die Arbeits- oder Erwerbslosigkeit zu wechseln, deutlich abgenommen hat. Gleichzeitig hat die Sprungbrettfunktion des Niedriglohnsektors, also die Erleichterung des Wechsels in eine höher entlohnte Tätigkeit, im Vergleich mit Mitte der 1990er Jahre an Bedeutung verloren. Rund die Hälfte aller im Niedriglohnsektor Beschäftigten findet sich auch vier Jahre später in diesem Lohnsegment wieder. Wechsel in das darüberliegende Lohnsegment fanden zuletzt in etwa 17 von 100 Fällen, Wechsel in höhere Lohnsegmente in lediglich noch zehn von 100 Fällen statt.

Der Bericht wurde von DIW Econ für die Bertelsmann Stiftung erstellt.

Weitere Informationen und eine Diskussion möglicher Politikansätze finden Sie in der kompletten Studie.

Link zur Studie (3,94 MB)